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Erster Besuch in der Perrera von Huesca

Vor fast genau einem Jahr war ich das erste Mal in der Perrera von Movera und habe dort Petra und Renato abgeholt. Heute war es nun Zeit für den ersten Besuch in der Perrera von Huesca, als ich die für eine deutsche Familie reservierte Sabuesa Neli nach Berga gebracht habe. Dank der tollen Beschreibung von Maria war die Perrera (irgendwo im Nirgendwo nördlich von Huesca, wie so viele Perreras makabarerweise direkt neben dem örtlichen Schrottplatz gelegen) schnell gefunden. Es präsentierte sich mir kein Ort des Grauens, sondern eine sehr ordentliche, saubere, gepflegte Anlage mit freundlichen, engagierten, interessierten Mitarbeitern. Auf einen Rundgang entlang der Zwinger habe ich dennoch verzichtet, kann ich den vielen armen Nasen doch ohnehin nicht helfen, weder privat noch über das im Sommer ebenfalls immer voll belegte Tierheim Berga.

Natürlich war ich aber neugierig und wollte wissen, welche Rassen und Hundetypen in Huesca ganz besonders Hilfe benötigen würden. Die Antwort der Perreramitarbeiterin fiel an sich genauso aus wie erwartet: In Huesca stirbt längst kein gesunder Galgo mehr, da es zahlreiche Organisationen gibt, die die Galgos aus den Perreras holen und in Spanien und Europa vermitteln. Zumindest hier in Nordspanien wäre es langsam an der Zeit, die weit verbreiteten und vermittlungstechnisch sehr beliebten Horrormeldungen über die en masse in Perreras getöteten Galgos einmal ein wenig der Realität anzupassen. Die Podencos haben es durch die fehlende Lobby schon sehr viel schwerer, wobei einige der Podencos aus Huesca augenblicklich nach Italien vermittelt werden. Über Sinn und Unsinn von Vermittlungen aus einem Tierschutzentwicklungsland ins nächste lässt sich sicher streiten, die betroffenen Podencos und auch die Perreramitarbeiter haben dazu sicher eine sehr entschiedene Meinung. Die in den italienischen Canilies dahinvegetierenden und übersehenen Promenadenmischungen sicherlich auch.

Während mittlerweile auch für einige Sabuesos die Perrera nicht mehr die letzte Station ihres Lebens sein muss (die besonders langohrigen und knuffigen Vertreter haben sich einen kleinen Liebhaberkreis aufbauen können, der zwar bei weitem nicht mit der Galgo-Fangemeinde mithalten kann, jedoch einen Hauch von Hoffnung für die Vielohren gebracht hat), haben Pointer und Bracken ganz schlechte Karten. Weder sind sie „edel und exotisch“ wie die Galgos, noch „knuffig und dödelig“ wie die Sabuesos, sondern eben einfach irgendwelche ganz gewöhnlichen Jagdhunde, die übersehen und übergangen werden. Und die Perrera von Huesca ist grundsätzlich voll mit diesen Jagdhunden. Um einmal Zahlen zu nennen: Diesen Monat wurden 82 Hunde in die Perrera gebracht. 50 konnten, zumeist an andere Tierschutzvereine und Tierheime in Spanien und Europa, vermittelt werden. Wohin nun also mit den übrigen 32 (darunter die Schlappohren, Schäferhunde und Senioren in der Überzahl), wenn davon auszugehen ist, dass es im nächsten Monat nicht so viel anders aussehen wird?

Das Problem sind, ebenso wie in Movera, nicht die „bösen“ Mitarbeiter oder die „katastrophalen“ Zustände in der Perrera, sondern das System an sich, das Wegwerfen-und-neu-Kaufen nicht nur toleriert, sondern noch fördert. Retter – spanische wie europäische – gibt es viele, die einzelne Hunde aus den Perreras holen und vermitteln. Doch viel zu wenige Tierschützer konzentrieren sich auf die politische, nachhaltige Arbeit, durch die tatsächlich etwas verändert würde. Diese Arbeit ist auf den ersten Blick undankbarer, guckt man doch erst einmal nicht in die Augen des „durch mich geretteten“ Hundes, beißt sich vielleicht lange Zeit mühsam und schmerzvoll die Zähne aus, bis der erste kleine Erfolg zu verbuchen ist. Keiner klopft einem auf die Schulter oder fällt vor einem auf die Knie. Aber wie sollen alle Retter gemeinsam es schaffen, neben den geretteten 50 auch noch die übrigen 32 Hunde unterzubringen, wenn nicht das System langfristig dahingehend verändert wird, dass diese 32 Hunde gar nicht erst entstehen und nicht entsorgt werden?

Für zu viele ist der Tierschutz eine Art Selbsttherapie geworden, bei der das eigentliche Ziel, nämlich die Abschaffung des Elends an sich, viel zu oft aus den Augen verloren wird.

finchenswelt 28. Juli 2012 Allgemein,Tierheim Berga,Tierschutz Keine Kommentare

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